Interview: "Querlüften"

Peter Skala, Initiator der Plattform MeineRaumluft.at, erklärt, wie man Wohnräume in der kalten Jahreszeit am besten belüftet.

Vor allem im Winter lautet eine viel diskutierte Frage: Wie lüftet man den Wohnraum am besten bei Kälte? Ist Stoßlüften effizienter als ein gekipptes Fenster?

Skala: Räume, in denen man sich häufiger aufhält, sollten regelmäßig gelüftet werden. Dabei gilt: Mehrmals täglich stoßlüften. Im Idealfall werden gegenüberliegende Fenster gleichzeitig für fünf bis zehn Minuten komplett geöffnet, das sogenannte Querlüften. So entsteht ein Luftzug, der die verbrauchte Luft nach draußen transportiert.

Da durch die weit geöffneten Fenster der Luftaustausch rasch stattfindet, kühlt der Raum nicht vollständig aus. Sie sparen also auch beim Heizen Energie.

Beim Lüften mit gekipptem Fenster würden Sie mit der eingeschalteten Heizung auch die nach draußen ziehende Luft heizen, was sich ungünstig auf Ihren Geldbeutel auswirkt.

Vermeiden Sie jedenfalls, Fenster über mehrere Stunden zu kippen. Die Luft wird nicht ausreichend ausgetauscht und die Räume kühlen lediglich aus. Diese wieder aufzuheizen, kostet mehr Energie.

Empfehlung im Winter: 3- bis 5-mal pro Tag ca. 5 Minuten querlüften.

Wie ist die Expertenmeinung zum Thema Heizluft? Wirkt sich Heizluft tatsächlich schlecht auf das Wohlbefinden und die Gesundheit aus?

Skala: Eine spröde Haut, Hustenreiz, trockener Hals oder eine erhöhte Anfälligkeit für Erkältung sind mögliche Symptome einer langfristig zu trockener Raumluft. Denn eine trockene Luft fördert die Austrocknung von Haut und Schleimhäuten und führt zu einer verstärkten Infektionsgefahr. Insbesondere im Winter ist das ein Problem, denn die warme Heizungsluft lässt die Luftfeuchtigkeit in Räumen deutlich sinken. Darunter leiden Gesundheit und Wohlbefinden.

In unserer Atemluft befindet sich nicht nur Sauerstoff, sondern auch Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf. Diese wird als relative Luftfeuchtigkeit angegeben. Sie ist abhängig von der Temperatur – denn je wärmer die Luft, desto mehr Wasserdampf vermag sie aufzunehmen. Eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 % und 60 % gilt – je nach Raum und Aktivität – als optimal. Alles unter 40 % wird im Allgemeinen als trockene Luft bezeichnet.

Die Messung der Heizungsluft kann mit einem mechanischen oder elektrischen Hygrometer erfolgen. Die Empfehlung für ein Hygrometer in den eigenen vier Wänden geht in Richtung eines elektrischen Gerätes der unteren bis mittleren Preisklasse. Stellen Sie Ihr Hygrometer nicht in Heizungsnähe auf und halten Sie auch zum Fenster Abstand.

Peter Skala

 

"Eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 % und 60 % gilt – je nach Raum und Aktivität – als optimal."

Peter Skala
Initiator der Plattform MeineRaumluft.at

Was ist für Familien mit Kleinkindern und Babys zu beachten – und hier vor allem in der kalten Jahreszeit?

Skala: Zu einer optimalen Schlafumgebung von Babys und Kleinkindern gehört auch eine angenehme Raumtemperatur. Die optimale Temperatur zum Schlafen liegt zwischen 16 und 18° C, zum Spielen eher bei 18 bis 20° C. Die Luftfeuchtigkeit im Zimmer eines Babys sollte einen Grenzwert von 60 % nicht überschreiten. Idealerweise liegt sie zwischen 50 und 60 %. Zur Überwachung der Luftfeuchtigkeit und Temperatur reicht ein einfaches Thermo- und Hygrometer aus. Achten Sie beim Kauf jedoch unbedingt auf die Kundenbewertungen.

Anmeldung zum WOHNWELT Newsletter

WOHNWELT News

Wie viel Zeit sollte man täglich mindestens im Freien verbringen, um das notwendige Mindestmaß an Frischluft einzuatmen?

Skala: Die Meinung der Experten lautet: Zu langer Aufenthalt im Warmen, zu wenig Bewegung an der frischen Luft verbunden mit zu wenig Tageslicht macht insbesondere im Winter müde und auch krank. Auch wenn es trüb und diesig ist, sollten die hellen Stunden des Tages genutzt werden, um Licht zu tanken und frische Luft zu atmen. Tageslicht stärkt die Immunabwehr. Bereits ein ausgedehnter Spaziergang ist ideal, um die Lungen mit Sauerstoff zu füllen. Die Licht- und Sauerstoffaufnahme in der Natur bewirkt generell, dass man sich fitter und ausgeglichener fühlt.

Wie stehen Sie zur Smart Home Technologie im Zusammenhang mit Lüften? (Fenster, das sich temperatur- bzw. wetterabhängig kippt und schließt)

Skala: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ein Fenster vier wesentliche Aufgaben hat: Lichteinlass, Lüftung, Dämmung (Wärme, Kälte, Schall) und Sicherung. Diesen Aufgaben wird ein modernes Fenster dank seines technischen Aufbaues gerecht. Weitere Funktionen des Fensters – wie Lüften – können teilweise automatisiert werden.

Moderne Fensterelemente sind besonders dicht und damit für den Einbau in sehr energieeffizienten Häusern gedacht. Hier wird der regelmäßige Luftaustausch durch ein eigenes Lüftungskonzept sichergestellt. Oft mittels einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung.

In älteren Gebäuden fehlt eine solche zentrale Anlage. Der Luftaustausch muss also über Fenster erfolgen. Die klassische Fensterlüftung ist dazu in aller Regel nicht ausreichend bzw. meist auch zu unbequem. Das Stoßlüften, bei dem die Fenster für einige Minuten komplett geöffnet werden, muss bei einer dichten Gebäudehülle und neuen Fenster häufiger wiederholt werden, um einen Luftaustausch zu gewährleisten.

Es gibt viele Fenstertechniken zur selbsttätigen oder gar automatisierten Lüftung, mit denen sich vorhandene Fenster teilweise auch nachträglich ausrüsten lassen. Diese Fenstertechnik sorgt dafür, dass sich der Fensterflügel regelmäßig automatisch öffnet und selbsttätig schließen, wenn die eingestellte, empfohlene Lüftungszeit erreicht wurde.

Die von Ihnen angesprochenen smarten bzw. automatisierten Fenster werden dabei durch einen kleinen Motor geöffnet und geschlossen – entweder durch eine Zeitschaltuhr oder durch Sensoren. Diese Lösung kann das Lüften sehr viel zuverlässiger sicherstellen, als es den Bewohnern möglich wäre. Eine fachliche Empfehlung kann ich dazu nicht abgeben, diese sowie die Montage ist Sache eines Fachmannes.

Was ist Ihr Tipp fürs Lüften, wenn ein Familienmitglied oder Mitbewohner eine ansteckende Erkrankung hat (bspw. Grippaler Infekt)? Kann „öfter Lüften“ vor Ansteckung schützen?

Skala: Mit frischer Luft können Sie Grippe-Viren zumindest ausbremsen. Für eine Ansteckung ist, anders als bei anderen Infektionskrankheiten, kein Körperkontakt notwendig. Es genügt bereits, mit Viren angereicherte Luft einzuatmen. Das erklärt, wieso Erkältungen und auch die Grippe besonders ansteckend sind. Zudem macht es deutlich, wieso es sinnvoll ist, gerade auch im Winter regelmäßig zu lüften. Denn ohne regelmäßigen Luftaustausch können sich Krankheitserreger recht lange in geschlossenen Räumen halten.

Jedoch ist der Luftaustausch nicht der einzige Faktor: Es kommt auch auf die Zusammensetzung der Raumluft an. Denn gerade die im Winter typische trockene Heizungsluft macht es den Krankheitserregern leicht.

Eine Untersuchung des Health Effects Laboratory der Universität von West Virginia kam zu folgendem Ergebnis: Die Feuchtigkeit der Raumluft ist von großer Bedeutung. So hilft eine hohe Luftfeuchtigkeit, Grippeviren zu reduzieren. Laut Untersuchung sind bis zu 77 % der Viren bei einer relativ geringen Luftfeuchtigkeit von 23 % infektiös. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 43 % sind hingegen nur noch 14 % der Erreger aktiv.

Das macht deutlich, wie wichtig regelmäßiges und richtiges Lüften ist.

Welche Raumtemperatur ist in der kalten Jahreszeit angemessen?

Skala: Beim Heizen geht es unter anderem darum, die richtige Balance zwischen Wohlfühltemperatur und wirtschaftlicher Vernunft zu finden. Ein Grad mehr lässt den Energieverbrauch um etwa 6 Prozent steigen – so eine Faustregel. Wird zu sehr geheizt, steigt die oben angesprochene Erkältungsgefahr im Winter.

Zudem entlastet dosiertes Heizen die Umwelt. Im Wohnbereich sollte die Raumtemperatur daher nicht notwendigerweise mehr als 20°C betragen. Sind kleine Kinder im Haus, sollte die Raumtemperatur etwa 23°C betragen. Allerdings nicht in der ganzen Wohnung, sondern nur dort, wo sich der Nachwuchs hauptsächlich aufhält. Bei älteren Kindern kann die Raumtemperatur nach und nach abgesenkt werden. So lauten die einzelnen Idealtemperaturen:

  • Wohnzimmer (20°C)
  • Kinderzimmer (23°C)
  • Badezimmer (24°C)
  • Schlafzimmer (17°C)
  • Küche (18°C)
  • Wohnküche (20°C)

Im Elektrohandel findet man sowohl Luftbefeuchter als auch Luftentfeuchter. Was ist besser für die Raumluftqualität? Benötigt gesunde Luft ein Mindestmaß an Feuchtigkeit?

Skala: Die richtige Luftfeuchtigkeit zu halten, ist eine Gratwanderung. Zu viel oder zu wenig Feuchtigkeit kann dazu führen, dass gesundheitliche Probleme sowie Probleme für die Struktur Ihres Hauses selbst auftreten. Ein Luftbefeuchter oder Luftentfeuchter kann hier unterstützen.

Ebenso wie für die optimale Raumtemperatur lässt sich auch für die ideale Luftfeuchtigkeit im Zimmer kein einheitlicher Wert angeben. Je nachdem, ob es sich um einen Wohn-, Schlaf- oder Arbeitsraum handelt, variieren die Idealwerte. Im Schnitt jedoch lässt sich sagen, dass die optimale Raumluftfeuchte zwischen 40 und 60 % liegt.

Liegt der Feuchtigkeitsgehalt der Luft unter 40 %, fühlen wir uns bald unwohl. Unsere Schleimhäute werden gereizt und die Augen können zu Tränen beginnen. Weist die Raumluft über einen längeren Zeitraum hinweg einen höheren Wert als 60 % Feuchtigkeit auf, ist Schimmelbildung an der Wand vorprogrammiert. Einerseits schädigt der Schimmelpilz die Bausubstanz, was aber noch viel wichtiger ist: Schimmel ist gesundheitsschädlich.